Wechsel von Aperture zu Lightroom

Bereits seit längerem habe ich mir überlegt ob ein Wechsel von Apple Aperture zu Adobe Lightroom für mich Sinn machen könnte. Zurückgeschreckt hat mich bisher vorallem die Tatsache, dass ein Wechsel den Verlust alle RAW Einstellungen und Bewertungen aus Aperture mit sich bringt. Jedoch habe ich bereits seid längerem immer wieder mit Inkonsitenzen in der Aperture Mediathek gekämpft. Hinzu kam nun eine komplett zerschossene Mediathek durch einen Systemsturz, verursacht durch einen defekten RAM Riegel.

Da meine Aperture Mediathek sowie alle referenzierte Fotos auf einem externen RAID System (Promise R4) mit Thunderbolt Anschluss liegen, die Terrabyte Grenze bereits deutlich überschritten haben, führe ich die Backups nicht mittels TimeMachine sondern per Hand durch. Leider lag das letzte Backup bereits etwas zurück. Ich musste also notgedrungen entweder ein altes Backup nutzen oder die Datenbank neu erstellen lassen. Nachdem ich mit für die zweite Methode entschieden hatte und der Rebuild über Nacht lief, hatte ich noch mehr Inkonsitenzen in der Datenbank. Gelöschte referenzierte Fotos die auf dem RAID nicht mehr existierten, tauchten plötzlich als Vorschaubilder wieder auf. So als wenn Aperture zwar die Originale aus dem System gelöscht hat, aber nicht aus der eigenen Datenbank. So war jetzt ein perfekter Zeitpunkt gekommen um einen Wechsel auf Lightroom in Betracht zu ziehen.

Anfang Woche habe ich dann gesehen, dass es Lightroom bis Ende März mit 50% Rabatt bei Adobe zu kaufen gibt und direkt zugeschlagen. Kaum im Studio angekommen ging es ans Werk, die Bilddaten von Aperture in Lightroom zu importieren. Wer ebenfalls solch einen Wechsel in Betracht zieht, die Fotos müssen in einer Ordnerstruktur im Dateisystem des MAC’s vorliegen. Dies war bei mir bereits gegeben, somit gestaltete sich der Import denkbar einfach.

In Lightroom einmal auf Import klicken, den Stammordner des Bildarchivs auswählen und schon gehts los. Der Import von gut 80’000 Fotos hat keinen 2h gedauert inkl. erstellen von Vorschaubildern. Einziger Wermutstropfen ist effektiv der Verlust alle Bildbewertungen und RAW Einstellungen. Sollte ich jedoch nochmals auf alte Bilddaten zugreifen müssen, bleibt Aperture einfach installiert und dient als Archivzugriff für bereits entwickelte Fotos.

Nun möchte ich aber direkt ein paar erste Erfahrungen teilen, die ich nach Abschluss der ersten zwei bearbeiteten Projekte mittels Lightroom sammeln konnte.

Der reine Wechsel im Software Handling von Aperture zu Lightroom ging bei mir sehr leicht von der Hand. Beide Programme sind sich in den Grundlagen sehr ähnlich. Natürlich muss man sich bei Lightroom erstmal an die etwas andere Tastatursteuerung gewöhnen. Dies ist aber eine kleine Sache, die innert 1-2 Arbeitswochen passieren sollte. Besonders eindrücklich für mich war die gute Integration ins Dateisystem von OSX. Die Archivverwaltung von Lightroom greift im Gegensatz zu Aperture direkt auf das Dateisystem zu. Erstelle, lösche oder verschiebe ich einen Ordner oder Bilder in Lightroom, so passiert selbiges direkt auch im Dateisystem. Etwas was Aperture trotzdem referenzierter Fotos nicht so umfangreich kann. Desweiteren ist die Eingabe von IPTC Metadaten in Lightroom mittels einfach zu erstellender Vorgaben in meinen Augen übersichtlicher gelöst.

Die RAW Konvertierung bietet in Lightroom im Vergleich zu Aperture einige kleine aber gewichtige Vorteile. So ist die s/w Konvertierung deutlich besser umgesetzt und auch das Modul zum Schärfen von Fotos ist Aperture massiv überlegen. Weiter kommt die bessere Integration in Photoshop daher. Aperture dagegen bietet die in meinen Augen aufgeräumtere Programmoberfläche, RGB Kanäle in den Gradationskurven, bessere Retusche (vielleicht hab ich auch einfach noch nicht wirklich rausgefunden wie Lightroom hier genau funktioniert).

Pro Lightroom

  • Stark ins Betriebssystem integrierte Dateiorganisation
  • Arbeiten auf 2 Display funktioniert einwandfrei (Aperture ist seid Lion in der Vollbildanzeige nur noch auf einem Monitor nutzbar)
  • Qualitativ hochwertige RAW Konvertierung (besonders Schärfen & s/w ist Aperture massiv überlegen)
  • Gute Exportfunktion die sehr schnell exportiert

Kontra Lightroom

  • Fehlende RGB Kanäle für Gradationskurven
  • Programmoberfläche nicht ganz so übersichtlich wie Aperture
  • Direktvergleich von zwei Fotos während des Entwickeln fehlt (oder ich habe sie noch nicht gefunden)
  • Ebenfalls beim Entwickeln lässt sich nicht mit einer Taste zwischen Entwicklung und Originalbild wechseln (oder ich habe die Funktion noch nicht gefunden) (Funktion gefunden, vielen Dank Lars!)

 

Als erstes kleines Fazit nach 3 Tagen mit Lightroom kann ich schonmal sagen, dass ich den Wechsel nicht bereut habe. Der Aufwand um jedoch alle Bildbewertungen und RAW Konvertierungen händisch zu übernehmen ist immens (und wohl auch nicht machbar). Hier wird Aperture als Archivsoftware weiterhin installiert bleiben.

7 Comments

  1. Lightroom ist schon fein und was ich bisher in der LR4 Beta gesehen habe hat mich bestätigt damals LR1 zu kaufen und nicht Aperture. Auch finde ich (leider) bei Adobe die Updatepolitik/Planbarkeit besser als bei Apple.

    „Ebenfalls beim Entwickeln lässt sich nicht mit einer Taste zwischen Entwicklung und Originalbild wechseln (oder ich habe die Funktion noch nicht gefunden)“
    schau mal im Entwickeln-Modul unter deinem Foto (über der Fotoleiste) dort siehst du ein Y|Y dort kannst du einige verschiedene Ansichten durch wechseln, zum Ausgangsfoto (und wieder zurück) kommst du allerdings auch mit Shift + S

    11. Februar 2012
  2. lars said:

    hallo,

    zu allererst mal vielen dank für all eure information. sehr hilfreich. freu mich jedesmal darüber. hoffe dieses mal konnte ich helfen.

    zu den beiden LR Kontrapunkten

    -Direktvergleich von zwei Fotos während des Entwickeln fehlt (oder ich habe sie noch nicht gefunden)

    es gibt in der leiste unter dem Bild ein Kästchen mit X|Y
    welches wenn es geklickt wird das originalbild und die bearbeitete version zeigt.

    _____________________

    -Ebenfalls beim Entwickeln lässt sich nicht mit einer Taste zwischen Entwicklung und Originalbild wechseln (oder ich habe die Funktion noch nicht gefunden)

    shift + S (zumindest beim mac)

    mfg

    15. Februar 2012
  3. Cornelius said:

    Hallo Lars,

    vielen Dank für den Hinweis Shift + S. Genau diese Funktion habe ich gesucht. 🙂 In Aperture kann man M drücken und bekommt jeweils das original Bild zu sehen.
    Wieder ein Punkt weniger auf der Contraliste. Die ja sowieso extrem kurz ausfällt.

    15. Februar 2012
  4. Roland said:

    Fehlende RGB Kanäle für Gradationskurven sollten in LR4 kommen.

    20. Februar 2012
  5. Cornelius said:

    @ Roland
    Habs das auch vor ein paar Tagen gesehen.
    Schon interessant, dass so ein (in meinen Augen) wichtiges Feature in Aperture von Anfang an verfügbar war und in Lightroom erst so spät kommt.
    Zeigt aber auch, dass die beiden Programm sich nur in kleinen Details unterscheiden.

    20. Februar 2012
  6. Hendrik said:

    Danke für deinen Beitrag. Ich grübel bereits ebenfalls seit längerem. Problem bei mir ist, dass ich alle Fotos in der Aperture Mediathek gespeichert habe, ich sie also alle erst auslagern müsste.

    Ich habe mir jetzt mal die Testversion geladen und probiere damit rum.

    19. März 2012

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